Die Brass Band Emmental greift ein düsteres Thema auf
Junge Musikerinnen und Musiker wollen mit einem speziellen Open Air in Erinnerung rufen, wie es damals war, ein Verdingkind zu werden.
Text: Susanne Graf, Berner Zeitung BZ
Die Idee kommt von Erik Bichsel. Der Lehrer verbindet mit dem Konzertabend, der am 31. August in der Lueg-Arena bei Kaltacker aufgeführt wird, zwei grosse Leidenschaften.
Da ist einmal sein Interesse an Geschichte. Nachdem Bichsel während seines Studiums in das Thema Fremdplatziert eingetaucht war, liess es ihn nicht mehr los.
Und dann spielt er seit 16 Jahren in der Brass Band Emmental Bariton. Wer hier mitmacht, misst der Musik einen grossen Stellenwert bei. Sonst könnte die Band nicht schweizweit in der zweithöchsten Stärkeklasse (Kategorie Elite) erfolgreich mithalten.
Erik Bichsel sagt, mit seinen 32 Jahren gehöre er zu den älteren Mitgliedern der Band. Die meisten seien zwischen 20 und 25 Jahre alt. Trotzdem stiess das Vorstandsmitglied auf offene Ohren, als es vorschlug, ein spezielles Projekt durchzuführen.«Eines, das uns bewusst macht, dass auch die Schweiz eine dunkle Vergangenheit hat».
Am Open Air auf der Lueg wird die Band unter anderem alte Schweizer Literatur spielen und zwei neue Kompositionen uraufführen. Die eine stammt von ihrem Dirigenten Jan Müller. Die andere vom Berner Komponisten Oliver Waespi.
Es ist dem Schicksal zu verdanken, dass es zu dieser zweiten Uraufführung kommt. Bichsel hatte Armin Bachmann, den international bekannten Posaunisten und ehemaligen Leiter der Musikschule Burgdorf, angefragt, ob er beim Projekt mitwirken würde.
Bachmann habe ohne Zögern zugesagt. Denn er hat einen speziellen Bezug zu diesem Thema. Die meisten seiner Geschwister seien einst selbst verdingt worden, sagt Bichsel.«Das wusste ich nicht.»
Er wusste zum Zeitpunkt der Anfrage auch nicht, dass der Posaunist bei Waespi ein Stück bestellt hatte, das er seinen Geschwistern widmen wollte.«Nun passt das alles sehr gut zusammen», sagt Bichsel.
Was Verdingkinder durchmachten, wird das Publikum auf der Lueg am Beispiel des Zeitzeugen Beat Eymann aus Schönbühl erfahren. Er wird erzählen, wie das war, als er während der Schulzeit fremdplatziert war. Und auch eine kurze Ansprache von Regierungsrätin Christine Häsler (Grüne) steht auf dem Programm.
Die Band wird auf einer gedeckten Bühne spielen. Das Publikum aber sitzt unter freiem Himmel. Noch sind laut Erik Bichsel nicht alle 700 Plätze gebucht. Aber er hofft auf gutes Wetter, damit die Vorstellung vor vollen Rängen stattfinden kann.